So 05.02.2023, 18.00 - 21.15 Uhr |
Großes Haus
Gioachino Rossini
Il Turco in Italia
Was macht ein Romanautor, wenn ihm keine Geschichte einfällt? In der Hoffnung auf Inspiration studiert er die Menschen in seinem Umfeld. Und die verwickeln sich durch die Ankunft des schönen „Türken in Italien“ in allerlei Gefühlsduseleien, ganz zur Freude des Schreiberlings. Zaida liebt Selim, dieser hat sich in Fiorilla verguckt, dummerweise ist die mit Don Geronio verheiratet und wird dazu noch von Don Narciso angehimmelt. Wer kriegt also wen? Für den Dichter Prosdocimo wie für das Publikum eine spannende und lustige Angelegenheit.
Inszenierung: Christof Loy
Bühnenbild und Kostüme: Herbert Murauer
Licht: Reinhard Traub
Premiere am: 20.03.2005
Eine Pause von ca. 25 Minuten nach dem ersten Akt
Altersempfehlung: Ab 12 Jahren/Klasse 7
In italienischer Sprache mit deutschen Überttiteln
Erster Akt
Die Handlung spielt in und bei Neapel.
Der Dichter Prosdocimo hat den Auftrag, das Libretto zu einer komischen Oper zu schreiben, jedoch fehlt ihm der zündende Einfall. Er entschließt sich, seine Oper mit einem Chor zu beginnen, und verwirft seine ursprüngliche Idee, ein Stück über seinen Freund Don Geronio, dessen junge launenhafte Frau Fiorilla mitsamt Liebhaber Don Narciso zu verfassen.
Doch wie das Leben so will, sucht eben besagter Don Geronio, verzweifelt über die Capricen seiner Frau, eine Wahrsagerin auf, um sich die Zukunft prophezeien zu lassen. Die schöne Zaida und ihre Kolleginnen durchschauen die Biografie ihres Kunden und verspotten den gehörnten Ehemann. Der Dichter, der die Szene beobachtet hat, interessiert sich zunehmend für Zaida und erfährt von ihr, dass sie ehemals die Favoritin eines türkischen Fürsten war. Dieser Fürst hätte sie jedoch in einem Eifersuchtsanfall zum Tode verurteilt, und seitdem lebt sie unerkannt in Begleitung des ihr treu ergebenen Albazar. Der Dichter verspricht Zaida, dass sie wieder mit ihrem Fürsten zusammenkommen wird.
Indessen beobachtet Fiorilla aufmerksam am Hafen von Neapel die Ankunft eines reichen Türken, der das italienische Leben kennen lernen will. Zwischen beiden kommt es erstaunlich schnell zur Kontaktaufnahme. Der Ehemann Fiorillas, aber auch der als Hausfreund getarnte Narciso beraten mit dem Dichter, was angesichts der drohenden türkischen Gefahr zu tun sei. Der Dichter erfährt dabei, dass es sich bei der neuesten Bekanntschaft von Fiorilla um Selim Damelec handelt – eben gerade der ehemalige Geliebte Zaidas. Der Dichter weiß nun, dass er dem richtigen Stoff auf der Spur ist. Geronio und Narciso wehren sich eindeutig dagegen, als Opernfiguren ausgenutzt zu werden.
Fiorilla hat den Türken schon nach Hause eingeladen, um ihm italienischen Kaffee zuzubereiten. Don Geronio, von dem nicht minder eifersüchtigen Don Narciso aufgeheizt, kommt dazwischen, wird aber von seiner Ehefrau angehalten, sich höflich und großzügig zu verhalten. Selim ist verwundert über italienische Ehemänner und ihre Frauen. Er nutzt die allgemeine Konfusion, um mit Fiorilla ein Rendezvous am nächtlichen Hafen auszumachen. Fiorilla scheint kurz entschlossen zur Flucht mit dem Türken bereit. Allein mit seiner Frau versucht Don Geronio, sie zur Rede zu stellen und ihr jeglichen häuslichen Umgang mit Türken und Italienern zu verbieten. Doch Fiorilla stimmt ihren Mann sehr schnell wieder romantisch, um ihm anschließend lautstarke Vorwürfe zu machen, wie ungerecht er mit ihr umgehen würde. Don Geronio ist hilflos. Der Dichter, der leider sowohl die Ankunft des Türken als auch dessen Besuch bei Fiorilla verpasst hatte, bleibt weiterhin Zaida auf der Spur. Zu seinem Dichterglück trifft Selim, der die Flucht mit Fiorilla plant, am nächtlichen Hafen auf Zaida und erkennt in ihr seine ehemalige Geliebte. Schnell sind alte Gefühle wieder geweckt, Fiorilla jedoch, zur Flucht und zu einem neuen Leben fern von Europa bereit, überrascht die beiden und fühlt sich verraten. Beide Frauen bestehen auf ihrem Anrecht auf Selim, und es kommt zu lautstarkem Streit, den auch alle anwesenden Herren nicht schlichten können. Der Dichter ist begeistert. Besser kann der erste Akt einer opera buffa nicht schließen.
Zweiter Akt
Selim hat sich entschlossen. Er will Fiorilla in die Türkei bringen und möchte sie nach türkischem Brauch dem Ehemann abkaufen. Don Geronio, tatkräftig vom Dichter unterstützt, ist empört und fordert Selim zum Duell heraus. Der Dichter bangt darum, dass sich die Lösung des Konflikts zu lange herauszögert. Auch eine erneute Konfrontation der beiden Frauen, die Fiorilla initiiert hat, führt zu keiner Entscheidung. Im Gegenteil, vor die Wahl gestellt, wird Selim nochmals wankelmütig. Fiorilla und Selim, beide schon gekränkt und enttäuscht in ihren Erwartungen, sind äußerst angespannt, fallen sich dennoch wiederum in die Arme, um erneut die Flucht zu beschließen. Der bevorstehende Maskenball soll den Plan begünstigen.
Der Dichter arrangiert nun, dass Zaida und Don Geronio in der gleichen Verkleidung wie Fiorilla und Selim auf das Fest kommen und dort den Fluchtplan vereiteln sollen. Don Narciso, der die heimliche Verabredung belauscht hat, entschließt sich ebenfalls, im Kostüm des Türken an Ort und Stelle zu sein.
Auf dem Ball hält Selim nun die verkleidete Zaida für Fiorilla, Fiorilla wiederum Don Narciso für Selim. Don Geronio, selbst als Türke verkleidet, weiß nicht, welches Paar er ins Visier nehmen soll. Die ganze Ballgesellschaft verspottet den verzweifelten, eifersüchtigen Ehemann. Die Konfusionen auf dem Ball haben schließlich zur endgültigen Aussöhnung zwischen Selim und Zaida geführt. Der Dichter kann nun zur letzten Intrige ausholen. Er überredet – wissend, dass Selim keine Gefahr mehr darstellt – Don Geronio, seiner Frau mit Scheidung und allen Konsequenzen zu drohen. Fiorilla fühlt sich plötzlich von allen Männern betrogen und verlassen. Nun hat der Dichter erreicht, was er wollte: Fiorilla bereut, und einem moralischen Ende steht nichts mehr im Wege. Auch das italienische Ehepaar versöhnt sich, selbst der Hausfreund verspricht, nurmehr Hausfreund zu bleiben, und alle Beteiligten scheinen vom Leben gelernt zu haben und fortan auf allzu riskante Lebensausflüge zu verzichten.