Mo 01.02.2021, 20.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Joseph Haydn: Symphonie Nr. 44 e-Moll Hob. I:44 „Trauersymphonie“
Avner Dorman: Mandolinenkonzert
Sergei Prokofjew: Symphonie Nr. 1 D-Dur op. 25 „Symphonie Classique“
Dirigent: Yutaka Sado
Mandoline: Avi Avital
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Yutaka Sado ist einer der bedeutendsten japanischen Dirigenten unserer Zeit und seit der Saison 2015/16 Chefdirigent des Tonkünstler-Orchesters. Inzwischen wurde sein Vertag mit den Tonkünstlern bis einschließlich der Saison 2024/25 verlängert. Nach mehrjährigen Assistenzen bei Leonard Bernstein und Seiji Ozawa gewann Yutaka Sado maßgebliche Dirigier-Preise wie 1989 den Grand Prix des 39. „Concours international de jeunes chefs d'orchestre“ im französischen Besançon und 1995 den „Grand Prix des Leonard Bernstein Jerusalem International Music Competition“. Seine enge Verbundenheit zu Leonard Bernstein führte ihn als Conductor in Residence auch zu dessen Pacific Music Festival in Sapporo. Beim „Leonard Bernstein Memorial Concert“ in der Kathedrale von St. John the Divine in New York stand Yutaka Sado im Dezember 1990 neben weiteren Bernstein-Schülern am Pult.
Bereits seit 2005 ist der in Kyoto geborene Dirigent Künstlerischer Direktor des Hyogo Performing Arts Center (PAC) und Chefdirigent des PAC-Orchesters. Dieses Konzert- und Schauspielhaus hat sich mit etwa 60.000 Abonnenten jährlich zu einem der wichtigsten künstlerischen Veranstaltungsorte Japans entwickelt. Yutaka Sados Bekanntheitsgrad in Japan ist enorm, nicht zuletzt dank einer wöchentlichen TV-Sendung, in der er von 2008 bis 2015 als Dirigent und Moderator japanischen Musikfreunden die Welt der klassischen Musik näherbrachte. Seit ca. 20 Jahren leitet er die alljährliche Aufführung von Beethovens neunter Symphonie mit 10.000 Chorsängerinnen und -sängern in einem Stadion in Osaka. Das „Daiku“, auf Deutsch „Die Neunte“, wird in der Regie des Mainichi Broadcasting System (MBS) durchgeführt, eines großen japanischen Hörfunk- und Fernsehsenders, und erfreut sich in Japan größter Beliebtheit. Mit seinem 2003 in Hyogo gegründeten Super Kids Orchestra, das die talentiertesten Schulkinder der Unter- und Mittelstufe aus ganz Japan im Rahmen eines vorbildlichen Musikerziehungsprogramms fördert, geht Yutaka Sado regelmäßig auf Tournee. Seit 2003 ist er auch Chefdirigent des bereits seit 1990 bestehenden, in Japan sehr populären Siena Wind Orchestra, eines der wenigen professionellen Blasorchester weltweit. Yutaka Sados Karriere außerhalb Japans entwickelte sich zunächst vor allem in Frankreich, wo er von 1993 bis 2010 Chefdirigent des Orchestre Lamoureux in Paris war. Seit Jahren ist der charismatische Orchesterleiter auch einer der Lieblingsgastdirigenten des Orchestre de Paris. In Turin gab er 2010 sein italienisches Operndebüt mit „Peter Grimes“ von Benjamin Britten in einer Inszenierung von Willy Decker. Seither kehrt er regelmäßig ans Teatro Regio zurück. Im Rahmen seiner umfangreichen Konzertverpflichtungen beim Tonkünstler-Orchester führten ihn Konzerttourneen nach Japan, England und zuletzt Deutschland mit Konzerten in der Hamburger Elbphilharmonie, dem Dresdener Kulturpalast und der Essener Philharmonie. Mittlerweile hat Yutaka Sado vor zahlreichen herausragenden europäischen Orchestern gestanden. Er gastierte bei den Berliner Philharmonikern, beim Deutschen Symphonie-Orchester und beim Konzerthausorchester Berlin, in München beim Bayerischen Staatsorchester sowie bei den Rundfunksinfonieorchestern des BR, NDR, SWR und WDR. Sado dirigierte das Mahler Chamber Orchestra, das Leipziger Gewandhausorchester, die Sächsische Staatskapelle Dresden, die Staatskapelle Weimar, die Dresdner und die Hamburger Philharmoniker, ebenso die Bamberger Symphoniker, das Gürzenich-Orchester Köln und das Tonhalle Orchester Zürich. Weiterhin stand er am Pult des Orchestre de la Suisse-Romande, des London Symphony und des London Philharmonic Orchestra, des BBC Philharmonic, des Orchestre de Paris, des Orchestre Philharmonique de Radio France, des Orchestre National de France. In Italien leitete er das Orchestra di Santa Cecilia Rom, das RAI Torino, das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi und das Orchester des Maggio Musicale Florenz. Sein USA-Debüt gab Yutaka Sado im Jahr 2018 beim National Symphony Orchestra Washington. Über 50 CD-Aufnahmen dokumentieren das vielseitige künstlerische Schaffen Yutaka Sados. Im 2016 gegründeten Eigenlabel des Tonkünstler-Orchesters erscheinen bisher unter der Leitung von Yutaka Sado Eigenproduktionen und Live-Mitschnitte aus dem Wiener Musikverein wie „Ein Heldenleben“ und die „Rosenkavalier“-Suite von Richard Strauss, Haydns Sinfonien Nr. 4-6, Bruckners Sinfonien Nr. 4 und 9, Sibelius‘ Sinfonien Nr. 2 und „Finlandia“, Haydns „Schöpfung“ und die Orchesterwerke von Leonard Bernstein.
Als erster Mandolinist, der für den Grammy Award nominiert wurde, ist Avi Avital einer der führenden Botschafter seines Instruments. Durch seine Leidenschaft und seine „explosiv charismatischen“ Live-Auftritte (New York Times) ist er einer der treibenden Kräfte bei der Neubelebung des Repertoires für die Mandoline. Mehr als 90 Werke sind für ihn geschrieben worden, 15 davon Konzerte. Auch seine Erschließung des Repertoires anderer Instrumente auf der CD „Between Worlds” 2014 erweiterte das Spektrum der Mandoline. Durch seine ansteckende Neugier und den innigen Austausch mit dem Publikum zählt es zu seinen Verdiensten, der Mandoline den Weg auf die große Bühne geebnet zu haben. Als exklusiver Künstler der Deutschen Grammophon hat er bisher vier Aufnahmen für das Label eingespielt und die nächste ist schon in Planung. Das Album „Avital meets Avital“ (2017) mit Bassist Omer Avital erkundet ihr gemeinsames kulturelles Erbe und bringt ihre unterschiedlichen klassischen und jazzigen musikalischen Hintergründe in Dialog. Frühere Alben sind Originalkonzerte und Transkriptionen von Vivaldi (2015), seine eigenen Bach-Transkriptionen (2012) und die genreübergreifende CD „Between Worlds” (2014), die die Grenzen der Kammermusik zwischen klassischer und traditioneller Musik auslotet. Avi Avitals Auftritte elektrisieren das Publikum weltweit, so im National Centre for the Performing Arts in Peking, der Wigmore und der Royal Albert Hall in London, der Berliner und Pariser Philharmonie, der Tonhalle Zürich, dem Palau de la Música Catalana Barcelona, dem Wiener Konzerthaus, der Carnegie Hall New York und bei einer ARTE-Liveübertragung aus dem Palais de Versailles. Er tritt mit renommierten Orchestern auf, wie dem BBC und dem Chicago Symphony Orchestra, dem Deutschen Symphonie Orchester, dem Maggio Musicale Fiorentino, dem Tonhalle Orchester Zürich, dem Israel Philharmonic, den Dresdener Philharmonikern, dem Tasmania und dem St Louis Symphony Orchestra und dem Orchestre Symphonique de Montréal. Dabei entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Zubin Mehta, Kent Nagano, Osmo Vänskä, Ton Koopman und Giovanni Antonini. Er ist regelmäßiger Gast bei internationalen Festivals, u. a. in Aspen, Salzburg, Tanglewood, Spoleto, Ravenna, Cheltenham und Verbier – unter anderem war er Portrait-Künstler beim Schleswig-Holstein Musik Festival 2017 mit über 20 Aufführungen von 10 verschiedenen Programmen. Künstlerische Partnerschaften pflegt er u.a. zu Andreas Scholl, Juan Diego Flórez, Dawn Upshaw, Giora Feidman, Ray Chen, David Greilsammer, Richard Galliano, Ksenija Sidorova, Itamar Doari sowie dem Dover und dem Danish String Quartet. 2018 wurde ihm ein Zeitsinsel-Festival im Konzerthaus Dortmund gewidmet, wo er ein Wochenende mit Klassik, Jazz und Improvisation, sowie ein gemeinsames Programm mit dem Venice Baroque Orchestra und dem georgischen Handschattentheater „Budrugana Gagra“ kuratierte.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Die Mandoline – ein Lauteninstrument, das noch bis zum Beginn des 19. Jahrhundert von Komponisten wie Vivaldi, Mozart und sogar Beethoven eingesetzt wurde. Der israelische Virtuose Avi Avital hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihre einstige Popularität wieder aufleben zu lassen und das nicht nur mit klassischem Repertoire, sondern auch mit neuen Werken. Für die Einspielung des 2006 geschriebenen Mandolinenkonzerts von Avner Dorman wurde Avital als „Bester Instrumentalsolist“ für einen Grammy nominiert. Symphonien von Joseph Haydn und Sergei Prokofjew stehen zudem auf dem Programm, das vom japanischen Dirigenten Yutaka Sado geleitet wird.
Bitte beachten Sie: Aufgrund der aktuellen Situation wird dieses Konzert ohne Pause stattfinden und rund 60 Minuten dauern. Die Besucheranzahl wird auf etwa ein Drittel der Saalkapazität reduziert. Das Konzert wird zweimal hintereinander gespielt werden. Abonnements sind ausgesetzt und haben keine Gültigkeit.
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 48,00 / 42,00 / 31,00 / 20,00 / 10,00