Sonntag 19.05.2019, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Ludwig van Beethoven: Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 op. 72a
Felix Mendelssohn Bartholdy: Violinkonzert e-Moll op. 64
Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 12 d-Moll op. 112 „Das Jahr 1917“
Dirigent: Dennis Russell Davies
Violine: Konradin Seitzer
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Dennis Russell Davies wurde in Toledo (Ohio) geboren und studierte Klavier und Dirigieren an der New Yorker Juilliard School. Seine Tätigkeit als Dirigent in Oper und Konzert, als Pianist und Kammermusiker ist gekennzeichnet durch ein breit gefächertes Repertoire, das vom Barock bis zur jüngsten Moderne reicht, durch spannende und durchdachte Programm-Konstellationen und durch eine enge Zusammenarbeit mit Komponisten wie Luciano Berio, William Bolcom, John Cage, Manfred Trojahn, Philip Glass, Heinz Winbeck, Laurie Anderson, Philippe Manoury, Aaron Copland, Hans Werner Henze, Michael Nyman und Kurt Schwertsik.
Nach seinen ersten Positionen als Chefdirigent des Saint Paul Chamber Orchestra (1972-1980) und des American Composers Orchestra, New York (1977-2002) übersiedelte er 1980 nach Deutschland und Österreich. Es folgten Generalmusikdirektoren-Posten am Württembergischen Staatstheater Stuttgart (1980-1987) und beim Orchester der Beethovenhalle, dem Internationalen Beethovenfest und der Oper Bonn (1987-1995). 1997-2002 war er Chefdirigent des Radio Symphonie Orchesters Wien, wurde 1997 als Professor an die Universität Mozarteum Salzburg berufen und war von 1995 bis Saisonende 2006 Chefdirigent des Stuttgarter Kammerorchesters, mit dem er von 1998 bis 2009 alle 107 Sinfonien Joseph Haydns auf CD aufnahm, welt-weit die dritte Gesamteinspielung dieser Werke überhaupt.
Ab 2009 war Davies für sieben Spielzeiten Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Von 2002 bis 2017 war er Chefdirigent des Bruckner Orchester Linz und Opernchef am Landestheater Linz. 2014 wurde ihm dort der Titel „GMD“ verliehen. Als Gast dirigierte Davies u. a. Cleveland und Philadelphia Orchestra, Chicago, San Francisco und Boston Symphony, das New York Philharmonic Orchestra, und das Yomiuri Nippon SO, in Europa u.a. das Concertge-bouworkest Amsterdam, das Gewandhausorchester Leipzig, die Dresdner Philharmonie, die Bamberger Symphoniker, die Münchner Philharmoniker, das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, das Orchestra Filarmonica della Scala Milano, die Accademia di Santa Cecilia di Roma, das Orquesta Nacional de España und die St. Petersburger Philharmoniker.
Nach seinem Debut bei den Bayreuther Festspielen (1978-1980) gastierte er mit einem vielfältigen Opernrepertoire u.a. bei den Salzburger Festspielen, dem Lincoln Center Festival New York, an der Houston Grand Opera, der Hamburger und der Bayerischen Staatsoper, der Lyric Opera of Chicago, der Metropolitan Opera New York, der Opéra National de Paris, dem Teatro Réal in Madrid und an der Wiener Staatsoper.
In seine Zeit als GMD in Linz fällt die Eröffnung des neuen Musiktheaters im April 2013, anlässlich derer Dennis Russell Davies die Weltpremiere von Philip Glass’ »Spuren der Verirrten« ebenso leitete wie Richard Strauss’ „Rosenkavalier“. Weiterleitete er im neuen Haus Neuproduktionen aller „Ring des Nibelungen“-Teile ebenso wie u.a. „Pelléas et Mélisande“, „Falstaff“, „Salome“, die europäische Erstaufführung von „McTeague“ sowie Uraufführungen von Moritz Eggert und Michael Obst.
2016/17/18 gastiert Dennis Russell Davies u.a. beim Gewandhausorchester Leipzig, dem Konzerthausorches-ter Berlin, dem DSO Berlin, dem SWR Stuttgart, dem Orchestra Sinfonica Nazionale (RAI Torino), dem Or-questa Sinfonica de Galicia, dem New Japan Philharmonic und dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra, sowie beim Prager Frühling (mit der Filharmonie Brno) und dem Ravenna Festival. Mit Beginn der Spielzeit 2018/19 wird Dennis Russell Davies seine neue Position als Künstlerischer Leiter und Chefdirigent der Filharmonie Brno antreten.
Dennis Russell Davies ist seit 2009 Mitglied der „American Academy of Arts and Sciences“.
Im Dezember 2014 wurde ihm der Titel „Commandeur des Arts et des Lettres“ verliehen, im Juli 2017 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse.
Konradin Seitzer, 1983 in Aachen geboren, begann als Vierjähriger mit dem Violinspiel und wurde im Alter von vierzehn Jahren als Jungstudent in die Klasse von Atila Aydintan an der Hochschule für Musik und Theater Hannover aufgenommen. Anschließend setzte er sein Studium bei Antje Weithaas an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ fort, wo er im Januar 2009 sein Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Als Solist spielte er weltweit mit Orchestern wie dem Konzerthausorchester Berlin, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt und dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie, dabei führten ihn seine Auftritte unter anderem in das Konzerthaus Berlin, in die Bremer Glocke und das Seongnam Arts Center in Südkorea. Neben seinen solistischen Auftritten widmet sich Konradin Seitzer auch intensiv der Kammermusik und konzertierte u.a. mit Künstlern wie Robert Levin, Thomas Brandis und Ulf Hoelscher. Konradin Seitzer war 1. Konzertmeister im Orchester der Komischen Oper Berlin, seit 2012 ist er 1. Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. 2015 erhielt er den Eduard Söring-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist sowohl Konzert- als auch Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten. Neben Komponisten des 18., 19. und 20. Jahrhunderts wie Georg Philipp Telemann, Peter I. Tschaikowsky, Richard Strauss, Gustav Mahler, Sergej Prokofjew oder Igor Strawinsky prägten seit dem 20. Jahrhundert Chefdirigenten wie Karl Muck, Eugen Jochum, Joseph Keilberth, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister und Gastdirigenten der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Sir Neville Marriner, Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Valery Gergiev oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor und Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der Philharmonischen Akademie St. Michaelis ein neues Projekt, bei dem Experimentierfreude und kammermusikalische Arbeit im Zentrum stehen. 2016 gingen Nagano und die Philharmoniker auf eine erfolgreiche dreiwöchige Südamerika-Tournee. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der neuen Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett – John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 134 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 zunächst mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt, die 2017/18 ihr 50-jähriges Jubiläum feiert.
2008 wurden Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig Holstein ausgezeichnet. Im Jahr 2012 erhielt Simone Young einen „Helpmann Award“ für Aufführungen von Mahlers zweiter Symphonie und Wagners Rheingold mit den Philharmonikern im australischen Brisbane. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, J.S. Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft der Stadt. Bereits seit 1978 engagieren sich die Musikerinnen und Musiker in Hamburger Schulen. Unvergessen ist das Fernsehformat „Musikkontakte“, initiiert vom damaligen Generalmusikdirektor Gerd Albrecht. Heute unterhält das Orchester ein breit angelegtes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen und Familienkonzerte beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Als 1961 Schostakowitschs 12. Symphonie in Leningrad zum ersten Mal erklang, da war die sozialistische Revolution von 1917 längst Geschichte. Man lebte mit den Folgen, die für viele, die an die Revolution geglaubt hatten, einen Verrat an dem bedeuteten, was man sich davon versprochen hatte. In seinen Symphonien hat Schostakowitsch zur Sprache gebracht, was seit 1917 den Menschen in der Sowjetunion widerfahren war an Leid und Elend; vor allem aber auch, was er selbst als Mensch und von Glauben und Hoffnungen bewegter Musiker und Künstler in dieser „neuen“ Welt erlebte. Symphonisches Thema in Schostakowitschs Musik ist die Entlarvung des Bösen, die zugleich und sehr wesentlich eine Verteidigung des Menschen ist. Den Kräften des Bösen, die gewaltsam in die menschliche Welt einbrechen und diese zu zerstören drohen, wird eine mächtige Reaktion entgegengesetzt - die Macht der Humanität, als zorniger und kämpferischer Protest, als Kostbarkeit des Schönen, die im ästhetischen Erleben eine ethische Befriedigung hervorruft und dem Leben des Menschen Augenblicke von Erfüllung schenkt.
Einführung: 10 Uhr, Großer Saal, Elbphilharmonie
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: 13,00 EUR bis 74,00 EUR
noch kein Vorverkauf