So 18.12.2022, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Giya Kancheli: Morning Prayers für Kammerorchester und Tonband
Alexander Lokschin: Lieder der Margarete. Aus drei Szenen aus Goethes „Faust“ für Sopran und Kammerorchester
Gustav Mahler: Symphonischer Satz „Blumine“
Dmitri Schostakowitsch: Symphonie Nr. 1 f-Moll op. 10
Dirigent: Andrey Boreyko
Sopran: Joanna Freszel
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Dem Hamburger Konzertpublikum dürfte Andrey Boreyko aus seiner Zeit als Chefdirigent der Hamburger Symphoniker bestens bekannt sein. Die Spielzeit 2021/22 ist Andrey Boreykos dritte Saison als Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Warschauer Philharmonischen Orchesters. Es sind Auftritte mit dem Orchester beim Eufonie-Festival, bei den Final- und Preisträgerkonzerten im Rahmen des 18. internationalen Fryderyk-Chopin-Klavierwettbewerbs in Warschau, sowie feierliche Konzerte zum 120-jährigen Bestehen des Orchesters geplant. Außerdem wird eine Tour durch Polen und den USA stattfinden mit einer Station auch in Naples, Florida, wo Boreyko ebenfalls eine Chefdirigentenstelle innehat.
Boreyko schließt seine Zeit als Chef des Naples Philharmonic Orchestras nach acht Jahren ab, indem er Verbindungen von Kunstformen durch interdisziplinäre Themenprogramme erforscht. Zu den bedeutendsten Projekten, die er geleitet hat, gehört die Gegenüberstellung von „Ballet Russes“-inspirierten zeitgenössischen Kunstwerken der belgischen Künstlerin Isabelle de Borchgrave und Aufführungen von Strawinskys „Pulcinella“ und „Der Feuervogel“. Er gab zudem eine Reihe von Werken in Auftrag (so auch an den Komponisten Giya Kancheli) und kombinierte diese im Rahmen einer Kunstausstellung mit kleinen, aber dennoch persönlichen Werken von Künstlern wie Picasso und Calder.
Zu den Höhepunkten der vergangenen Saisons gehörten große Tourneen mit dem Staatlichen Akademischen Symphonieorchester Russlands (nach Hamburg, Köln, Düsseldorf, Frankfurt und München) und der Filarmonica della Scalla (zu den Festivals Ljubljana, Rheingau, Gstaad und Grafenegg). Gastengagements der letzten Spielzeiten umfassen das Seoul Philharmonic, Orquesta Sinfónica de Galicia, Sinfonica Nazionale RAI, Sinfonia Varsovia (Bridging Europe Festival des Budapest Palace of Arts mit Piotr Anderszewski), Mozarteumorchester Salzburg, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Frankfurt Museumsgesellschaft, Sydney, Toronto, Seattle, Minnesota, San Francisco, New York Philharmonic, Chicago Symphony, Los Angeles Philharmonic, Dallas und Detroit Symphony Orchestra. 2019 dirigierte er das Cleveland Orchestra.
Die in Warschau geborene Sopranistin Joanna Freszel ist dreimalige Stipendiatin des Kulturministers, des Pro Polonia-Programms, des ISA2012; ausgezeichnet mit der Magna cum Laude-Medaille (2013), mit dem Młoda Polska-Stipendium (2014) und mit Les Orphées d‘Or – Prix de la SACD der Académie du Disque Lyrique für die beste Interpretation zeitgenössischer Musik (2016). In zwei Kategorien für den Fryderyk 2016-Preis für ihr Debütalbum real life song nominiert sowie für den Koryfeusz 2017-Preis; Gewinnerin des Paszport Polityki (2017). 2020 erhielt sie den Koryfeusz-Preis in der Kategorie „Ereignis des Jahres“ für ihre Teilnahme am Dramma per musica Drach von Aleksander Nowak zum Libretto von Szczepan Twardoch. 2021 gewann sie den Fryderyk-Preis in der Kategorie „Album des Jahres, Oratorien- und Opernmusik“ für die Aufzeichnung der Oper Ahat ilī. Die Schwester der Götter von A. Nowak zu den Worten von Olga Tokarczuk.
Ausgezeichnet bei u. a. dem Halska-Wettbewerb, Szymanowski-Wettbewerb, Reszke-Wettbewerb, Gabor-Belvedere-Wettbewerb, J:opera Voice Competition ISA‘12. Finalistin des Viotti-Wettbewerbs.
Joanna Freszel nahm an den folgenden Festivals teil: Uraufführungen, Warschauer Herbst, Aix-en-Provence, Contrechamps, Sacrum Profanum, Schlesisches Quartett und seine Gäste, Saaremaa Opera Days, Opera in the Town Hall Festival, Musica Polonica Nova, Melos-Ethos usw. Sie arbeitet mit der Nationaloper Estonia, dem Großen Theater – Nationaloper in Warschau und mit dem Großen Theater in Poznań zusammen.
Joanna Freszel trat als Musetta in Puccinis La Bohème, Vénus und eine Phrygierin in Rameaus Dardanus, Fiordiligi in Mozarts Così fan tutte, Marguerite in Gounods Faust, Maschine in Wołeks Nici [Die Fäden], Susanna in Langers Figaro lässt sich scheiden, Psyche in Różyckis Eros und Psyche, Inanna in Nowaks Ahat ilī, Ellenai in Przybylskis Anhelli, Rosina in Rossinis Der Barbier von Sevilla und Hanna in Moniuszkos Das Gespensterschloss auf.
Sie ist von den folgenden Institutionen zur Zusammenarbeit eingeladen worden: Die Warschauer Philharmoniker, das Nationale Symphonieorchester des Polnischen Rundfunks, die Symphonieorchester der Białystok, Krakauer, Slesischen, Świętokrzyska, Stettiner und Zielona Góra Philharmonien, das Sinfonia Varsovia, das Sinfonia Iuventus, das Orchester der Beethoven-Akademie, die Symphonieorchester der Lemberger, Odessa, Donezk Philharmonien, das Österreichische Ensemble für Neue Musik, Ereprijs, AUKSO, das Orchester für Neue Musik und viele andere. Sie hat sich auf die Aufführung zeitgenössischer Musik spezialisiert, aber sie greift erfolgreich nach Werken aller Epochen.
Als Gast sang Joanna Freszel auf Alben von u. a. Schlesischem Quartett und von Künstlern wie Ewa Liebchen, Rafał Łuc, Andrzej Karałow, Leszek Długosz.
2020 veröffentlichte sie zusammen mit Łukasz Chrzęszczyk ihr zweites Album, Śpiewnik polski [Polnisches Liederbuch] (Orphée Classics), und Ende 2021 zusammen mit Bartłomiej Kominek das Album Akwarelle [Aquarelle], die erste Aufnahme aller Lieder von Grażyna Bacewicz (DUX).
Joanna Freszel ist auch Autorin von Bildungsprogrammen wie HÖRENsagen und selbstSINGEN. Sie beschäftigen sich mit den interessantesten Phänomenen der zeitgenössischen Gesangskunst und Stimmbildung. Sie sind im Internet öffentlich zugänglich.
Sie ist Diplom-Ingenieurin auf dem Gebiet des Umweltschutzes der Warschauer Naturwissenschaftlichen Universität. 2019 promovierte sie mit Auszeichnung in Kunst.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Obwohl von großen Kollegen wie Schostakowitsch geschätzt und anerkannt, nicht zuletzt ob der eigenständigen musikalischen Expressivität und seiner äußerst sensiblen Gestaltungskraft – Alexander Lokschin ist ein Unbekannter. Kaum jemand kennt den Namen dieses 1920 geborenen Komponisten, der elf Symphonien hinterlassen hat, die fast alle Dichtungen aus den verschiedenen Kulturen zur Grundlage haben. „Margaretes Lieder“ entstanden 1973. Boris Pasternak hat die Goethe-Texte ins Russische übertragen. Mit neunzehn schrieb Schostakowitsch seine erste Symphonie. Ein Geniestreich, der auf Anhieb dem Komponisten Anerkennung einbrachte. Mitte der „goldenen Zwanziger“ war das, als die Welten des Westens und des sowjetischen Ostens am Spiel mit Masken und Puppen sowie am Spiel mit grotesk-märchenhaften Figuren Gefallen fanden. Tschaikowsky, Strawinsky, Hindemith und viele andere hatten es vorgemacht.
Konzerteinführung
60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn gibt es eine Einführung in das Konzertprogramm.
Kinderprogramm
4-8 Jahre Spielplatz Orchester
9-12 Jahre Konzertbesuch mit Kinderkünstlergespräch
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 65,00 / 52,00 / 41,00 / 28,00 / 12,00