So 05.11.2023, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Felix Mendelssohn Bartholdy: „Ein Sommernachtstraum“ Ouvertüre op. 21
Sergei Prokofjew: Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 19
Felix Mendelssohn Bartholdy: „Lieder ohne Worte“ für Solo-Oboe und Streichorchester arrangiert und instrumentiert von Andreas N. Tarkmann
Felix Mendelssohn Bartholdy: Symphonie Nr. 4 A-Dur op. 90 „Italienische“
Dirigent und Oboe: François Leleux
Violine: Konradin Seitzer
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Der Dirigent und Oboist François Leleux ist bekannt für seine unbändige Energie und Leidenschaft. Derzeit ist er künstlerischer Partner der Camerata Salzburg. Leleux war zuvor Artist-in-Association beim Orchestre de Chambre de Paris und hat als Artist-in-Residence mit Orchestern wie dem hr-Sinfonieorchester, dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg, dem Berner Symphonieorchester und dem Norwegischen Kammerorchester zusammengearbeitet.
Als Dirigent leitete Leleux Orchester wie das Orchestra della Svizzera Italiana, das hr-Sinfonieorchester, das Mozarteum Orchester, das Orchestre National de Lille, das Royal Northern Sinfonia und das Swedish Chamber Orchestra. Zuvor dirigierte er bereits Orchester wie das Oslo Philharmonic, das WDR Sinfonieorchester und das Sinfonieorchester von Sydney.
Als Oboist trat Leleux als Solist mit Orchestern wie dem New York Philharmonic, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Royal Liverpool Philharmonic, dem Budapest Festival Orchestra und dem Sinfonieorchester des Schwedischen Rundfunks auf. Als engagierter Kammermusiker konzertiert er regelmäßig weltweit mit dem Sextett Les Vents Français und mit seinen Rezitalpartnern Lisa Batiashvili und Eric Le Sage.
Leleux hat viele neue Werke bei Komponisten wie Nicolas Bacri, Giya Kancheli und Eric Tanguy in Auftrag gegeben. Er hat die von Gilles Silvestrini speziell für ihn arrangierte Englischhorn-Version von Debussys Rapsodie für Saxophon, Michael Jarrells Oboenkonzert Aquateinte und Thierry Escaichs Doppelkonzert für Violine und Oboe uraufgeführt.
Seine Aufnahme Bienvenue en France bei Warner Classics ist eine Zusammenarbeit mit dem Pianisten Emmanuel Strosser mit Werken von Saint-Saëns, Dutilleux und Debussy sowie des zeitgenössischen Thierry Pécou. Als Dirigent veröffentlichte Leleux mit dem Scottish Chamber Orchestra 2019 ein Album mit Werken von Bizet und Gounod für Linn Records. Sein Album mit Werken von Hummel und Haydn, aufgenommen mit dem Münchener Kammerorchester, erhielt 2016 eine Auszeichnung.
Francois Leleux ist Professor an der Hochschule für Musik und Theater München.
Konradin Seitzer, 1983 in Aachen geboren, begann als Vierjähriger mit dem Violinspiel und wurde im Alter von vierzehn Jahren als Jungstudent in die Klasse von Atila Aydintan an der Hochschule für Musik und Theater Hannover aufgenommen. Anschließend setzte er sein Studium bei Antje Weithaas an der Hochschule für Musik Hanns Eisler fort, wo er im Januar 2009 sein Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte. Als Solist spielte er weltweit mit Orchestern wie dem Konzerthausorchester Berlin, dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt und dem Staatsorchester Rheinische Philharmonie, dabei führten ihn seine Auftritte unter anderem in das Konzerthaus Berlin, die Bremer Glocke und das Seongnam Arts Center in Südkorea. Neben seinen solistischen Auftritten widmet sich Konradin Seitzer auch intensiv der Kammermusik und konzertierte u. a. mit Künstlern wie Robert Levin, Thomas Brandis und Ulf Hoelscher. Konradin Seitzer war 1. Konzertmeister im Orchester der Komischen Oper Berlin, seit 2012 ist er 1. Konzertmeister des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. 2015 erhielt er den Eduard Söring-Preis der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
In die romantische Welt Felix Mendelssohn Bartholdys, die François Leleux als Dirigent und Solooboist mit dem Philharmonischen Staatsorchester in diesem Konzert in der Elbphilharmonie erwecken wird, ragt ein Stück Zeitgeschichte hinein, das Konradin Seitzer als Ersten Konzertmeister der Philharmoniker und Solist des Prokofjews musikalisch wie menschlich umtreibt: „Das 1. Violinkonzert von Prokofjew ist in einer durch Krieg und Elend geprägten Zeit entstanden. Es berührt mich sehr, als Solist mit meinem Orchester dieses Werk genau ein Jahrhundert nach seiner Uraufführung zu spielen und dabei feststellen zu müssen, dass der damalige Geist von Gewalt und Aggression in unseren Tagen aufs Neue lebendig geworden ist.“ Schönheit und Schrecken – in diesen Konzerten, der vergangenen Musik in unserer heutigen Zeit, treffen sie aufeinander.