So 17.12.2023, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Charles Ives: „Central Park in the Dark“
Gustav Mahler: Symphonie Nr. 7 e-Moll
Dirigent: Ingo Metzmacher
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Die Arbeit des Dirigenten Ingo Metzmacher zeichnet sich durch den konsequenten Einsatz für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts sowie eine innovative Programmgestaltung aus. Neues hörbar und Bekanntes hörbar neu zu machen: das ist seit Beginn seiner vielseitigen Karriere seine große Leidenschaft.
Zu seinen jüngsten Projekten gehörten die Uraufführung von Johannes Maria Stauds „Die Weiden“ in Wien, Neuproduktionen von Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ in Paris und Enescus „OEdipe“ bei den Salzburger Festspielen sowie die französische Erstaufführung von Rihms „Jakob Lenz“ beim Festival d’Aix-en-Provence. Er gastiert beim Cleveland Orchestra, dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem NDR Elbphilharmonie Orchester, dem Ensemble Modern und leitet die Festkonzerte des Bundesjugendorchesters zu dessen 50-jährigem Bestehen. Im Mai 2020 finden die KunstFestSpiele Herrenhausen zum fünften Mal unter seiner künstlerischen Leitung statt. Ingo Metzmacher ist regelmäßiger Gast an den großen internationalen Opernhäusern, darunter die Berliner und Wiener Staatsoper, das Royal Opera House Covent Garden, die Mailänder Scala, das Teatro Real in Madrid, die Pariser Opéra sowie das Opernhaus Zürich. Ein weiterer Schwerpunkt der letzten Jahre waren Neuproduktionen von Musiktheaterwerken Luigi Nonos, Bernd Alois Zimmermanns, Harrison Birtwistles und Wolfgang Rihms bei den Salzburger Festspielen, sowie Wagners „Ring des Nibelungen“ am Grand Théâtre de Genève. Zudem gab er zahlreiche Konzerte mit führenden Orchestern, darunter die Berliner Philharmoniker und die Wiener Philharmoniker, das Concertgebouw Orchester, das Chicago Symphony Orchestra, die Tschechische Philharmonie, das Russische Nationalorchester, die Sankt Petersburger Philharmoniker, das Orchestre de Paris und das BBC Symphony Orchestra.
Metzmacher war von 1997 bis 2005 Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und Generalmusikdirektor der Hamburgischen Staatsoper, die er mit umjubelten, international vielbeachteten Aufführungen, darunter viele in Zusammenarbeit mit dem Regisseur Peter Konwitschny, nachhaltig prägte. Danach war er Chefdirigent an der Niederländischen Nationaloper in Amsterdam und von 2007 bis 2010 Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin.
Metzmachers umfangreiche Diskographie umfasst unter anderem Veröffentlichungen seiner Hamburger Silvesterkonzerte von 1999 bis 2004 unter dem Titel „Who is afraid of 20th Century Music?“, die Gesamteinspielung der Sinfonien von Karl Amadeus Hartmann mit den Bamberger Symphonikern, die Uraufführung von Hans Werner Henzes 9. Sinfonie mit den Berliner Philharmonikern und Olivier Messiaens „Éclairs sur l’Au-delà…“ mit den Wiener Philharmonikern.
Er ist Autor der Bücher „Keine Angst vor neuen Tönen“ und „Vorhang auf! Oper entdecken und erleben.“
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
Im 4. Philharmonischen Konzert feiern die Philharmoniker das Wiedersehen mit ihrem ehemaligen Generalmusikdirektor: „Ein Highlight unserer Zeit mit Ingo Metzmacher waren die Silvesterkonzerte ‚Who’s afraid of 20th century music?‘“, erinnert sich Solveigh Rose aus den Ersten Violinen und freut sich in diesem Konzert mit Charles Ives’ „Central Park in the Dark“ an diese Tradition anzuknüpfen. Aus dem Schweigen der Dunkelheit erheben sich nächtliche Geräusche, schwellen an zum Treiben einiger Nachtschwärmer und verklingen wieder im Dunkeln – eine musikalische Zeichnung des New Yorker Central Parks, auf die ein weiteres Nachtstück folgt: Gustav Mahlers 7. Symphonie, die, obwohl vom Komponisten als vorwiegend heiter und humoristisch beschrieben, den Beinamen „Lied der Nacht“ bekam. Tatsächlich umfasst die Symphonie das Schöne ebenso wie das Morbide oder Groteske und wie könnte es anders sein: eine ganze Welt, heißt Symphonie doch für Mahler „mit allen Mitteln der vorhandenen Technik eine Welt aufbauen“.