So 12.11.2023, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Kleiner Saal
Darius Milhaud: „Suite d‘après Corrette“ op. 161b für Oboe, Klarinette und Fagott
Ernst Krenek: „Alpbach-Quintett“ op. 180 für Bläserquintett und Schlagzeug
Alexander Zemlinsky: Humoreske (Rondo) Schulstück für Bläserquintett
Francis Poulenc: Sextuor für Bläserquintett und Klavier
Flöte: Manuela Tyllack
Oboe: Guilherme Filipe Sousa
Klarinette: Christian Seibold
Fagott: Fabian Lachenmaier
Horn: Jan Polle
Schlagzeug: Jesper Tjærby Korneliusen
Klavier: Volker Krafft
Bereits als Kind war die 1968 in Hamburg geborene Manuela Tyllack vom schönen Klang der Flöte fasziniert und erhielt im Alter von zehn Jahren ihren ersten Querflötenunterricht. Mit 15 wechselte sie zu Michael Bardeli, damaliger Flötist des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg, der sie entscheidend prägte und in ihr den Wunsch weckte, Orchestermusikerin zu werden. Ein erster Preis bei Jugend musiziert und andere Auszeichnungen ebneten den Weg zum Studium in der Flötenklasse von Karlheinz Zoeller an der Hochschule der Künste in Berlin, dem sich von 1992 bis 1994 ein Stipendium an der Karajan-Akademie anschloss. In diesen zwei Jahren wurde sie von Andreas Blau unterrichtet und konnte bei Konzerten und Tourneen der Berliner Philharmoniker durch Nordamerika, Japan, Israel und Europa mitwirken. 1994 erhielt Manuela Tyllack ihre erste Anstellung als Soloflötistin in Lübeck, welcher 1996 ein Engagement als stellvertretende Soloflötistin des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg folgte.
Guilherme Filipe Costa e Sousa wurde in Coimbra (Portugal) geboren. Seinen Bachelor of Music im Hauptfach Oboe schloss er bei Ricardo Lopes in der Escola de Música e Artes do Espectáculo in Porto ab. Anschließend absolvierte er den Master of Music bei Diethelm Jonas an der Musikhochschule Lübeck. Sowohl als Solist wie auch im kammermusikalischen Bereich hat Guilherme Sousa diverse Wettbewerbe gewonnen, u. a. jeweils den 1. Preis beim Musikwettbewerb des Portugiesischen Rundfunks RTP „Prémio Jovens Músicos” in den Kategorien „Solo“ und „Kammermusik“, den 1. Preis beim „Concurso Nacional de Instrumentos de Sopro de Terras de La-Sallete“, den 2. Preis beim 51. Possehl Musikpreis sowie den 3. Preis beim „5th Józef Ciepłucha International Oboe Competition” im polnischen Łódź. In Portugal wurde er zum Nachwuchsmusiker des Jahres 2013 ernannt. Von 2015 bis 2017 war er Mitglied der Orchesterakademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, wo er bei Konzerten im In- und Ausland unter der Leitung von Dirigenten wie Mariss Jansons, Yannick Nézet-Séguin, Kent Nagano und Sir John Elliot Gardiner mitwirkte. 2017 wurde Guilherme Sousa als stellvertretender Solo-Oboist bei den Duisburger Philharmonikern engagiert. Anschließend übernahm er die Stelle als Solo-Oboist der Düsseldorfer Symphoniker an der Deutschen Oper am Rhein und war dort von 2017 bis 2020 als festes Mitglied tätig. Seit 2020 spielt er als Solo-Oboist beim Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
Christian Seibold wurde 1966 in Waiblingen (Baden-Württemberg) geboren. Als Jungstudent ging er bereits mit 17 Jahren an die Musikhochschule München, wo er von 1982 bis 1989 bei Gerd Starke Klarinette studierte. Über die Frankfurter Oper kam er 1993 als Hoher Klarinettist zum Philharmonischen Staatsorchester nach Hamburg. Seine Orchestertätigkeiten führen ihn zu international renommierten Orchestern wie dem NDR Elbphilharmonie Orchester, den Münchner Philharmonikern oder dem Gürzenich Orchester, wo er unter Dirigenten wie Valery Gergiev, Giuseppe Sinopoli oder Wolfgang Sawallisch gespielt hat. Auch an den großen Opernhäusern wie der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, der Oper Köln, der Oper Essen und der Staatsoper Hannover ist er ein regelmäßiger Gast. Neben dem Orchester betätigte sich er sich schon früh als Klavierbegleiter. Nach seiner Liebe zur Oper und zum Gesang, gilt seine Leidenschaft auch dem Jazz. 2005 gründete er zusammen mit Larry Elam (Trompete) die „Philharmonic Clowns“, die regelmäßig mit beliebten Jazzstandards in Hamburg zu hören sind. Ein weiterer wichtiger künstlerischer Schwerpunkt Seibolds liegt in der Kammermusik. In verschieden Ensembles spielte er u. a. beim Schleswig-Holstein Musikfestival, in Hitzacker und den Waldhaus Konzerten Flims. Neben seiner Tätigkeit als Klarinettist engagiert er sich auch als Dozent am Hamburger Konservatorium und als Juror beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert. Als Bläserdozent bereitet er verschiedene Jugendorchester wie das Albert-Schweitzer Jugendorchester, das Orchester der Universität Hamburg sowie verschiedene Sommerakademien auf ihre Konzerte vor.
Fabian Lachenmaier, geboren in der Eifel, studierte an der Hochschule für Musik in Würzburg bei Albrecht Holder und Ulrich Hermann und schloss das Studium 2009 mit Diplom und Auszeichnung ab. Während dieser Zeit wurde er Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie sowie Akademist des Ensemble Modern. 2009/10 war er Praktikant beim SWR Sinfonieorchester. Seit 2010 ist er Mitglied des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Als Kammermusiker machte er u. a. Produktionen mit Ensemble Kontraste Nürnberg für den Bayerischen Rundfunk und ZDF/Arte.
Jan Polle wurde 1997 in Limburg geboren. Seinen ersten Hornunterricht erhielt er im Alter von acht Jahren an der Limburger Musikschule. Von Oktober 2012 bis September 2015 war er Jungstudent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main bei Esa Tapani. Dort begann er 2015 auch sein Bachelorstudium. Jan Polle war mehrfacher Preisträger des Wettbewerbes Jugend Musiziert, u. a. Bundespreisträger im Jahr 2012. Er absolvierte Meisterkurse bei Johannes Hinterholzer, beim Blechbläserensemble German Brass und mit dem Ensemble Modern („epoche_f“). Von 2018 bis 2020 war Jan Polle Akademist im Staatsorchester Kassel. Weitere professionelle Orchestererfahrungen sammelte er u. a. als Aushilfe am Solo-Horn beim Niedersächsischen Staatsorchester Hannover. Seit Februar 2020 ist Jan Polle Hornist im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg.
Jesper Tjærby Korneliusen wurde 1972 in Kopenhagen geboren. Er absolvierte sein Studium am Königlichen Dänischen Musikkonservatorium bei Bent Lylloff. In den Jahren 1996 bis 1999 war er Mitglied im Gustav Mahler Jugendorchester, wo er unter anderem unter Claudio Abbado, Pierre Boulez, Kent Nagano, Franz Welser-Möst, Seiji Ozawa und Semyon Bychkov spielte. Als Solo-Pauker begann er im Philharmonischen Orchester Südwestfalen, seit 2004 ist er Solo-Pauker des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg. Hier wurde er 2005 mit dem Eduard Söring-Preis ausgezeichnet. Seit 2017 spielt Jesper Tjærby Korneliusen zudem regelmäßig im Orchester der Bayreuther Festspiele.
Geburtsort:
Tübingen, Deutschland
Studium:
Dirigieren und Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig sowie Dirigieren, Hammerklavier und Cembalo am Conservatorium van Amsterdam
Auszeichnungen:
Zusammen mit Dominik Köninger den Ersten Preis beim Wigmore Hall/Kohn Foundation International Song Competition (2011)
Bezug zur Staatsoper:
Solorepetitor seit der Spielzeit 2012/13, zusätzlich musikalischer Assistent des Generalmusikdirektors (seit der Spielzeit 2017/18)
Repertoire:
Schwerpunkt auf dem deutschen Repertoire (Wagner, Strauss etc.), italienisches Repertoire, Mozart;
besondere Vorliebe für Lied und Kammermusik
Stationen:
Musikalische Komödie/Oper Leipzig, Theater Hagen, Royal Opera Covent Garden London
Bühnen:
Schleswig-Holstein Festival, Aldeburgh Festival, Oper Leipzig, Theater Hagen, Royal Opera House Covent Garden, National Concert Hall Dublin, Mozartfest Würzburg, Opéra de Lille, Wigmore Hall London, u. a.
Zusammenarbeit mit Orchestern:
Mitglied im Gustav Mahler Jugendorchester und Schleswig-Holstein Festival Orchester, Zusammenarbeit mit Concerto Köln, Accademia Bizzantina, u. a.
Im 1. Kammerkonzert der Saison geht es auf eine musikalische Reise durch das 20. Jahrhundert – und nonchalant in die wohl sinnlichste (Musik-)Geschichtsstunde. Zwischen Impressionismus und Expressionismus, zwischen süßlicher Sinnlichkeit und spröder Wunderlichkeit changierte die Musik des 20. Jahrhunderts: Darius Milhaud, Ernst Křenek, Alexander Zemlinsky und Francis Poulenc sind Kinder wie Künstler eines Zeitgeists, der angesichts gesellschaftlicher Um- und Aufbrüche und politischer Abgründe gleichermaßen eine Musik des Widerstands, der Reflektion und der Zerstreuung forderte wie förderte. Fruchtbaren Boden für ihre Ideen fanden Darius Milhaud und Francis Poulenc in Paris, wo sie sich der Groupe des Six anschlossen. Diese freche Künstlergruppe der Zwanziger Jahre wagte den Ausbruch aus den grandiosen Klischees der Musik vor dem ersten Weltkrieg und propagierte den Aufbruch zu einer Musik des Alltags, der kleinen Formen und prosaischen Gesten. Milhauds Suite für drei Bläser ist für Theater entstanden: Für eine Produktion von Shakespeares „Romeo und Julia“. Das vielfarbige, rauschhafte Sextuor des Klangzauberers Poulenc stellt hingegen höchste Anforderungen an die Virtuosität der Musiker*innen und fordert nicht nur die Lust an der kammermusikalischen Interaktion, sondern fördert das lyrische Potenzial der Neuen Musik. Von Paris geht es in die Avantgarde und zu Ernst Křenek, dessen Œuvre den großen stilistischen Bogen des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Schon allein die Besetzung seines Alpbach-Quintetts op. 180, entstanden im kalifornischen Exil, zeigt den Mut des Komponisten zu neuen Formen und Farben. Eine Komposition der expressiven Melodien, der kontrapunktischen Schlagwerkklänge und eines außergewöhnlichen musikalischen Gestus‘. Dass die Musik nicht nur Ausdruck, sondern auch Zuflucht sein kann, zeigt die Humoreske von Alexander Zemlinsky. Anders als der Werktitel suggeriert, waren die Bedingungen, unter denen es entstand, keineswegs humorvoll. Alexander Zemlinsky musste als jüdischer Künstler in die USA fliehen. Dort starb er 1942 verarmt und vergessen im Bundesstaat New York. Im Jahr zuvor hatte er als didaktische Auftragsarbeit für Bläserquintett seine Humoreske geschrieben – sein letztes Instrumentalstück. Es ist ein humorvolles Rondo als Adieu an die Welt.
Ort: Elbphilharmonie, Kleiner Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 28,00 / 20,00 / 14,00 / 10,00