So 25.06.2023, 11.00 Uhr | Elbphilharmonie, Großer Saal
Henri Dutilleux: Tout un monde lointain ... Konzert für Violoncello und Orchester
Richard Strauss: Eine Alpensymphonie op. 64
Dirigent: Bertrand de Billy
Violoncello: Jean-Guihen Queyras
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Zu Beginn der Saison 21/22 kehrte Bertrand de Billy an die Wiener Staatsoper mit Wiederaufnahmen von Otello, Faust, Der fliegende Holländer und Die Fledermaus zurück. An der Bayerischen Staatsoper dirigiert er die Wiederaufnahme von Der fliegende Holländer und an der Opéra de Paris kehrt er mit Don Giovanni zurück. Er ist für die nächsten zwei Jahre erster Gastdirigent des Iceland Symphony Orchestra und dirigiert daneben das Orchestre National France, Orchestre Chambre de Lausanne und das Orchestre Suisse Romande.
Engagements führten ihn bereits früh u. a. an die Staatsopern in Wien, Berlin, Hamburg und München, an das Royal Opera House Covent Garden, an La Monnaie in Brüssel, die Opéra National de Paris sowie an die Opernhäuser in Washington und Los Angeles. Er war ab 1997 regelmäßiger Gast an der Metropolitan Opera in New York sowie ab 2002 bei den Salzburger Festspielen. Weltweit gastierte er auch bei führenden Orchestern wie dem BR-Symphonieorchester, der Staatskapelle Dresden, den Wiener Symphonikern, dem Konzerthausorchester Berlin, den Dresdner Philharmonikern, der Königliche Kapelle Kopenhagen und dem Tokyo Philharmonic Orchestra. Mit der Wiener Staatsoper, dem Theater an der Wien, dem Wiener Musikverein und dem Wiener Konzerthaus verbindet ihn heute eine ebenso enge Zusammenarbeit wie mit der Bayerischen Staatsoper.
1993-95 war er erster Kapellmeister und stellvertretender GMD am Anhaltischen Theater in Dessau, 1996-98 in gleicher Position an der Wiener Volksoper. In den Jahren 1999-2004 war er Chefdirigent des Gran Teatro del Liceu in Barcelona, von 2002-2010 Chefdirigent des Radio-Symphonieorchesters Wien. Von 2013 bis 2015 war er erster Gastdirigent der Oper Frankfurt und des Frankfurter Opern- und Museumsorchesters und von 2013 bis 2016 erster Gastdirigent des Orchestre de Chambre de Lausanne und von 2014 bis 2018 erster Gastdirigent der Dresdner Philharmonie.
Zahlreiche CD- und DVD Aufnahmen dokumentieren sein künstlerisches Schaffen. Er ist Träger mehrerer hoher Auszeichnungen in Frankreich und Österreich.
Neugier und Vielfalt prägen das künstlerische Wirken von Jean-Guihen Queyras. Auf der Bühne und bei Aufnahmen erlebt man einen Künstler, der sich mit ganzer Leidenschaft der Musik widmet, sich dabei aber vollkommen unprätentiös und demütig den Werken gegenüber verhält, um das Wesen der Musik unverfälscht und klar wiederzugeben. Wenn die drei Komponenten – die innere Motivation von Komponisten, Interpret und Publikum – auf derselben Wellenlänge liegen, entsteht ein gelungenes Konzert. Diese Ethik der Interpretation lernte Jean-Guihen Queyras bei Pierre Boulez, mit dem ihn eine lange Zusammenarbeit verband. Mit diesem Ansatz geht Jean-Guihen Queyras in jede Aufführung, stets mit makelloser Technik und klarem, verbindlichem Ton, um sich ganz der Musik hinzugeben. So nimmt er sich mit gleicher Intensität sowohl Alter Musik – wie z.B. mit dem Freiburger Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Berlin – als auch zeitgenössischer Werke an. Unter anderem hat er Kompositionen von Ivan Fedele, Gilbert Amy, Bruno Mantovani, Michael Jarrell, Johannes-Maria Staud, Thomas Larcher und Tristan Murail zur Uraufführung gebracht. Im November 2014 spielte er das Cellokonzert von Peter Eötvös anlässlich dessen 70. Geburtstags unter der Leitung des Komponisten ein.
Jean-Guihen Queyras war Gründungsmitglied des Arcanto Quartetts; mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov bildet er ein festes Trio. Überdies sind Alexandre Tharaud und Alexander Melnikov seine Klavierpartner. Darüber hinaus erarbeitete er zusammen mit den Zarb-Spezialisten Bijan und Keyvan Chemirani ein mediterranes Programm. Diese Vielfältigkeit hat viele Konzerthäuser, Festivals und Orchester dazu bewegt, Jean-Guihen Queyras als Artist-in-Residence einzuladen, wie das Concertgebouw Amsterdam, das Festival d’Aix-en-Provence, das Vredenburg Utrecht, De Bijloke Gent und das Orchestre Philharmonique de Strasbourg.
Jean-Guihen Queyras ist regelmäßig zu Gast bei renommierten Orchestern wie dem Philadelphia Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Mahler Chamber Orchestra, dem Orchestre de Paris, dem London Symphony Orchestra sowie am Leipziger Gewandhaus und an der Tonhalle Zürich. Er arbeitet mit Dirigenten wie Iván Fischer, Philippe Herreweghe, Yannick Nézet-Séguin, François-Xavier Roth, Sir John Eliot Gardiner und Sir Roger Norrington.
Die Diskographie von Jean-Guihen Queyras ist beeindruckend: Seine Aufnahmen der Cellokonzerte von Edward Elgar, Antonín Dvořák, Philippe Schoeller und Gilbert Amy wurden von der Fachkritik begeistert aufgenommen. Im Rahmen eines Schumann-Projektes sind 3 Alben entstanden, die u.a. das Cellokonzert mit dem Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Pablo Heras-Casado sowie sämtliche Klaviertrios, mit Isabelle Faust und Alexander Melnikov, beinhalten. Auf seinem Album mit dem Titel „THRACE – Sunday Morning Sessions“ kreuzen sich, unter Mitwirkung der Chemirani-Brüder und Sokratis Sinopoulos, zeitgenössische Werke, Improvisationen und traditionelle Musik des Mittelmeerraums. 2018 erschienen Aufnahmen mit Werken von Carl Philipp Emanuel Bach und Antonio Vivaldi, 2020 eine gemeinsame Aufnahme mit Alexandre Tharaud. Jean-Guihen Queyras nimmt exklusiv für Harmonia Mundi auf.
Zu den Höhepunkten in der Saison 2021/22 gehören Einladungen vom Orchestre de Paris, dem Gürzenich-Orchester, dem Konzerthausorchester Berlin, dem Ensemble Resonanz sowie Konzerte mit Alexandre Tharaud, Alexander Melnikov und Isabelle Faust, und nicht zuletzt Konzertreisen nach Japan, Nord- und Südamerika. Jean-Guihen Queyras ist Professor an der Musikhochschule Freiburg und künstlerischer Leiter des Festivals „Rencontres Musicales de Haute-Provence“ in Forcalquier. Er spielt ein Cello von Gioffredo Cappa von 1696, das ihm die Mécénat Musical Société Générale zur Verfügung stellt.
Das Philharmonische Staatsorchester ist Hamburgs größtes und ältestes Orchester und blickt zurück auf einen langen musikalischen Werdegang. Als 1934 das „Philharmonische Orchester“ und das „Orchester des Hamburgischen Stadttheaters“ fusionierten, trafen zwei traditionsreiche Klangkörper aufeinander. Bereits seit 1828 wurden Philharmonische Konzerte in Hamburg gespielt, Künstler wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms waren regelmäßige Gäste der Philharmonischen Gesellschaft. Die Historie der Oper reicht noch weiter zurück: seit 1678 gibt es in Hamburg Musiktheater, wenngleich sich ein festes Opern- bzw. Theaterorchester erst später konstituierte. Bis heute prägt das Philharmonische Staatsorchester den Klang der Hansestadt, ist Konzert- und Opernorchester in einem.
In seiner langen Geschichte traf das Orchester auf große Künstlerpersönlichkeiten wie Telemann, Tschaikowsky, Strauss, Mahler, Prokofjew oder Strawinsky. Seit dem 20. Jahrhundert prägten Chefdirigenten wie Karl Muck, Joseph Keilberth, Eugen Jochum, Wolfgang Sawallisch, Horst Stein, Hans Zender, Christoph von Dohnányi, Gerd Albrecht, Ingo Metzmacher oder Simone Young den Klang der Philharmoniker. Bedeutende Kapellmeister der Vorkriegszeit wie etwa Otto Klemperer, Wilhelm Furtwängler, Bruno Walter, Karl Böhm oder Hans Schmidt-Isserstedt brillierten ebenso am Pult wie herausragende Dirigenten unserer Tage: Christian Thielemann, Semyon Bychkov, Kirill Petrenko, Sir Neville Marriner, Valery Gergiev, Marek Janowski oder Sir Roger Norrington.
Seit 2015 ist Kent Nagano Hamburgischer Generalmusikdirektor sowie Chefdirigent des Philharmonischen Staatsorchesters und der Staatsoper Hamburg. Zu seinem Amtsantritt initiierte Nagano mit der „Philharmonischen Akademie“ ein neues Projekt, das den Auftakt zur jeweils neuen Opern- und Konzertsaison bildet und neben besonderen Spielorten auch ein großes Open-Air-Konzert auf dem Hamburger Rathausmarkt umfasst. 2016 waren Nagano und die Philharmoniker auf Südamerika-Tournee, 2019 folgten Konzertreisen nach Spanien und Japan. Seit 2017 führt Kent Nagano mit dem Philharmonischen Staatsorchester die traditionsreichen Philharmonischen Konzerte in der Hamburger Elbphilharmonie fort, zu deren Eröffnung das Oratorium ARCHE bei Jörg Widmann in Auftrag gegeben und uraufgeführt wurde. Der Konzertmitschnitt ist bei ECM erschienen; Widmann erhielt dafür den OPUS KLASSIK als Komponist des Jahres 2019.
Das Philharmonische Staatsorchester gibt pro Saison insgesamt rund 35 Konzerte in Hamburg und spielt über 240 Vorstellungen der Staatsoper Hamburg und des Hamburg Ballett John Neumeier. Damit ist es Hamburgs meistbeschäftigter Klangkörper. Die stilistische Bandbreite der 140 Musiker, die von historisch informierter Aufführungspraxis bis hin zu den Werken unserer Zeit reicht und sowohl Konzert- als auch Opern- und Ballettrepertoire umfasst, sucht in Deutschland ihresgleichen.
Auch Kammermusik hat bei den Philharmonikern eine lange Tradition: Was 1929 mit einer Konzertreihe für Kammerorchester begann, wurde seit 1968 durch eine reine Kammermusikreihe fortgesetzt.
2008 wurden die damalige Generalmusikdirektorin Simone Young und das Philharmonische Staatsorchester mit dem Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein ausgezeichnet. Auf CD liegen ein kompletter Wagner-Ring sowie sämtliche Symphonien von Brahms und Bruckner vor – letztere in den selten gespielten Urfassungen – sowie Werke von Mahler, Hindemith, Berg und DVDs mit Opern- und Ballettproduktionen von Hosokawa, Offenbach, Reimann, Auerbach, Bach, Puccini, Poulenc und Weber.
Der musikalischen Tradition der Hansestadt fühlen sich die Mitglieder des Philharmonischen Staatsorchesters ebenso verpflichtet wie der künstlerischen Zukunft Hamburgs. Bereits seit 1978 besuchen die Musikerinnen und Musiker regelmäßig Hamburger Schulen. Heute betreibt das Orchester ein breit gefächertes Education-Programm, das Schul- und Kindergartenbesuche, musikalische Patenschaften, Kindereinführungen, Familienkonzerte und Orchesterproben für Schulklassen beinhaltet und in der eigenen Orchesterakademie junge Musiker auf den Beruf vorbereitet. Damit leisten die Philharmoniker mit viel Spaß an der Sache einen wertvollen Beitrag zur musikalischen Nachwuchsarbeit in der Musikstadt Hamburg.
In diesem Konzert treffen die Poesie Charles Baudelaires auf die Gedankenwelt Friedrich Nietzsches, die Musik des „Magiers der Klangfarben“ Henri Dutilleux auf das genialische Schaffen Richard Strauss’ und zwei französische Ausnahmekünstler unserer Zeit auf die Musiker*innen des Philharmonischen Staatsorchesters. Das Cellokonzert verrät bereits in seinem Titel „Tout un monde lointain …“ woher die poetische Aura des Werkes rührt: Es ist die Gedankenwelt Baudelaires – „eine ganz ferne Welt, abwesend, fast erloschen“ aus seinem Gedichtband „Les Fleurs du mal“ („Die Blumen des Bösen“) von der sich Dutilleux inspirieren ließ. Jedem der fünf Sätze stellt der Komponist Verse aus der berühmten Sammlung als Epigraph voran.
Die Partitur der Strauss’schen Alpensymphonie führt von der Nacht in die aufgehende Sonne, durch Wälder, Wiesen, Gestrüpp und Dickicht – das reine Naturidyll der Alpen in seiner berückenden Schönheit wie gnadenlosen Einsamkeit. Dass sein letztes großes Orchesterwerk den Impulsen Nietzsches folgend ursprünglich mit „Der Antichrist. Eine Alpensymphonie“ überschrieben war und von der Überwindung des Christentums und der Hoffnung auf eine bessere Menschheit durchdrungen ist, ließ der Komponist unveröffentlicht. Was bleibt ist die „Anbetung der ewigen herrlichen Natur“, wie Strauss es in einer Notiz in seinem Schreibtisch-Kalender ausdrückt.
Konzerteinführung
60 Minuten vor Veranstaltungsbeginn gibt es eine Einführung in das Konzertprogramm
Kinderprogramm
4-8 Jahre Spielplatz Orchester
9-12 Jahre Konzertbesuch mit Kinderkünstlergespräch
Ort: Elbphilharmonie, Großer Saal, Platz der Deutschen Einheit 4, 20457 Hamburg
Preise: € 65,00 / 52,00 / 41,00 / 28,00 / 12,00