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Sophie und Hans Scholl

„Es lebe die Freiheit!“
Hans Scholl

 „Viele Biografien beschreiben die starken und heroischen Charaktere von Hans und Sophie. In diesem Werk sieht man dagegen vor allem die Emotionen der beiden kurz vor ihrem Tod.“
Michael Fischer
Sängerdarsteller Hans Scholl

„Was wir sagten und schrieben, denken ja so viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.“
Sophie Scholl

„Das erste Mal, als ich die Noten in den Händen gehalten habe, hatte ich einen Riesenrespekt, sogar Angst vor der Rolle der Sophie Scholl: Wie kann ich so eine starke Persönlichkeit darstellen?“
Marie-Dominique Ryckmanns
Sängerdarstellerin Sophie Scholl

Familie Scholl

Steinbrück, ein kleiner Weiler bei Geißelhardt im Landkreis Schwäbisch Hall, zwischen Wiesen und Wäldern: Hier wird Robert Scholl in eine Kleinbauernfamilie geboren, schafft die Mittlere Reife und absolviert eine Ausbildung zum Verwaltungsbeamten. Während des Ersten Weltkrieges wird er von seiner Arbeit im Steueramt abgezogen und als Sanitäter im Lazarett eingesetzt. Dort lernt er die zehn Jahre ältere Diakonisse Magdalena, genannt Lina, kennen und lieben. Für Robert stellt sie ihren bisherigen Lebensplan in Frage, legt die christliche Tracht ab und entscheidet sich für die Heirat. Das Paar bekommt sechs Kinder – darunter Hans und Sophie.
Robert wird zunächst Bürgermeister in Ingersheim, einige Zeit später zieht die immer größer werdende Familie nach Forchtenberg, wo der Vater mehr als 10 Jahre das Amt des Bürgermeisters innehat. Die Eltern ermöglichen den Kindern eine umfangreiche Bildung: Bücher, Musikunterricht und Religion spielen eine zentrale Rolle im Hause Scholl. Christlich-humanistische Werte und liberales Gedankengut prägen die Erziehung. Aus dem regen Briefwechsel der Familie geht hervor, dass die Mutter ihre Kinder auch in den schweren Kriegszeiten immer mit Päckchen voller Lebensmittel, Geschenken und aufmunternden Bibelworten versorgt – das Motto der Familie: „Allen Gewalten zum Trutz sich erhalten."

Hans Scholl

Am 22. September 1918 wird nach Inge der älteste Sohn Hans geboren. Gegen den ausdrücklichen Willen der Eltern schließt er sich 1933 begeistert der Hitlerjugend an. Schnell steigt er zum Fähnleinführer auf, übernimmt die Verantwortung für eine große Gruppe Jungen und trägt die Fahne auf einem NSDAP-Parteitag. Erste Zweifel kommen auf, als er den Fanatismus und die unerbittlichen Machtstrukturen der Nationalsozialisten am eigenen Leib zu spüren bekommt.
Er schließt sich einer freiheitsliebenden Jugendbewegung an, die nicht Teil des Hitler-Jugendprogramms ist und bald darauf verboten wird. Deswegen wird er bereits im Jahr 1937 mit einigen Freunden und Geschwistern von der Gestapo verhaftet und angeklagt – einige Zeit später aber freigesprochen. Nach dem Abitur wird er zum Reichsarbeits- und Wehrdienst verpflichtet und muss erleben, wie die Welt sich nach und nach verändert.
Zwei Jahre danach kann er endlich sein Medizinstudium an der Ludwig-Maximilians-Universität München beginnen: In den Semesterferien muss er als Mitglied der medizinischen Studentenkompanie zunächst als Sanitäter in den Frankreichfeldzug, später an die Ostfront. Die grausamen Erlebnisse lassen den schon immer sehr nachdenklichen und kritischen jungen Mann endgültig zum Kriegsgegner werden.
In einem Brief vom 28. Oktober 1941 schreibt Hans an Rose Nägele: „Dieser Krieg ist (wie alle bedeutenden Kriege) seinem eigentlichen Wesen nach ein geistiger; mir ist, als wäre manchmal mein kleines Gehirn das Schlachtfeld für alle diese Kämpfe. Ich kann nicht abseits stehen, weil es für mich abseits kein Glück gibt, weil es ohne Wahrheit kein Glück gibt – und dieser Krieg ist am Ende ein Krieg um die Wahrheit."
Im gleichen Jahr wird er in eine Münchner Studentenkompanie der Heeressanitätsstaffel versetzt. Dort lernt er Alexander Schmorell, später auch Willi Graf kennen. Schmorell bringt seinen Schulfreund Christoph Probst und die Hamburger Kommilitonin Traute Lafrenz zu den Treffen der Gruppe. Sie gehen auf Paddeltouren, lesen und diskutieren fortschrittliche Literatur, besuchen die Vorlesungen des unangepassten Philosophieprofessors Kurt Huber und entschließen sich, gegen das Nationalsozialistische Regime aktiv zu werden.

Sophie Scholl

Drei Jahre nach ihrem Bruder Hans wird am 9. Mai 1921 Sophie geboren, ein schüchternes und stilles Kind, aber nicht ohne Selbstbewusstsein. So schreibt sie als Zehnjährige: „Die Brävste bin ich nicht, die Schönste will ich gar nicht sein, aber die Gescheiteste bin ich immer noch."
Sophie spielt Klavier, zeichnet und ist gern in der Natur unterwegs. Die Ausflüge und Zeltlager der Nationalsozialistischen Jugend und das damit verbundene Gemeinschaftsideal begeistern Sophie. Nach dem Umzug der Familie nach Ulm tritt sie den dortigen Jungmädeln bei und übernimmt wie ihre älteren Geschwister Führungsaufgaben.
Mit 16 Jahren lernt sie beim Tanzen den angehenden Berufsoffizier Fritz Hartnagel kennen. In ihrem Briefwechsel lesen wir von Sophies wachsendem Zweifel an der parteigesteuerten Fremdbestimmung der Nationalsozialisten und auch von ihrer kritischen Auseinandersetzung mit dem Einsatz des Freundes als Soldat an der Front.
Nach dem Abitur im März 1940 soll sie zum Reichsarbeitsdienst und beginnt, um diesen zu umgehen, eine Ausbildung als Kindergärtnerin. Die Ausbildung wird nicht als Ersatz anerkannt, erst nach dem Arbeitsdienst in einer Munitionsfabrik kann sie zum Biologie- und Philosophiestudium nach München ziehen. Dort wird sie in den Freundeskreis ihres Bruders aufgenommen. Die jungen Studierenden genießen Tanzveranstaltungen, entdecken die Münchner Kulturszene und treffen sich zu abendlichen Gesprächsrunden. Sie diskutieren neben philosophischen und religiösen Fragen auch die Verantwortung, die sie als christlich denkende Menschen in der Gesellschaft haben. Dabei ist vor allem Sophie von der Literatur des katholischen Publizisten Theodor Haecker beeinflusst, der unter den Nationalsozialisten nicht mehr veröffentlichen darf. Die Gruppe ist überzeugt, nicht mehr schweigend zuschauen zu dürfen – sie planen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime.

Widerstandsaktionen „Weiße Rose“

Im Sommer 1942 schreiben und verbreiten Hans Scholl und Alexander Schmorell die ersten vier anonymen Flugblätter: „Im Namen der deutschen Jugend fordern wir vom Staat Adolf Hitlers die persönliche Freiheit zurück." Nach einem weiteren Einsatz in der Sowjetunion setzen die beiden ihre Widerstandsaktionen fort. Ob Sophie schon von den ersten Flugblatt-Aktionen wusste, ist unsicher. Aber spätestens im Jahr darauf ist sie an der Herstellung und Verbreitung des fünften Flugblatts beteiligt.
In nächtlichen Aktionen schreiben Hans Scholl, Alexander Schmorell und Willi Graf Parolen wie „Freiheit" und „Nieder mit Hitler" an Münchner Hausfassaden. Die Flugblätter werden durch Freund*innen und Künstler*innen auch im süddeutschen Raum, in Linz, Salzburg und Wien verteilt. Als Sophie nach einem Besuch in der Heimat nach München zurückkehrt, ist das sechste Flugblatt schon vervielfältigt.
Am 18. Februar 1943 machen die Geschwister sich auf den Weg in die Uni: Sie verteilen die Flugblätter unbemerkt vor den Hörsälen im Hauptgebäude. Doch als Sophie eine Handvoll Blätter aus dem zweiten Stock in den Lichthof hinabwirft, werden sie vom Hausmeister entdeckt, festgehalten und an die Gestapo übergeben.
In den Verhören der Gestapo-Beamten gestehen die Geschwister – die Beweise sind erdrückend –, versuchen aber, alle Verantwortung auf sich zu nehmen, um ihre Freunde zu schützen. Christoph Probst wird dennoch am 20. Februar verhaftet.
Vier Tage später stehen Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst vor dem Volksgerichtshof, der sie zum Tode verurteilt. Sie werden ins Gefängnis Stadelheim gebracht, wo sie gegen alle Regeln noch einmal mit den Eltern sprechen dürfen. Lina schreibt einen Tag später an Sophies Freund Fritz Hartnagel: „Die Kinder waren so gefasst und abgeschlossen mit dem Leben, dass man selbst getröstet war."
Noch am selben Tag werden Sophie Scholl, Hans Scholl und Christoph Probst im Strafgefängnis München-Stadelheim durch das Fallbeil hingerichtet. Im April 1943 werden 14 weitere Mitglieder der Weißen Rose angeklagt: Willi Graf, Kurt Huber und Alexander Schmorell werden zum Tode verurteilt, die anderen zu Haftstrafen.

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