Entstehung einer Graphic Opera

Die Vorbereitungen zu einer Kammeroper beginnen: Komponist Udo Zimmermann und Librettist Wolfgang Willaschek, damaliger Dramaturg des Hauses, schreiben im Auftrag der Staatsoper Hamburg ein neues Werk.

Die Kammeroper mit dem Titel WEISSE ROSE, Szenen für 2 Sänger und 15 Instrumentalisten wird in der opera stabile uraufgeführt. Die Inszenierung verantwortet Stephan Mettin, Bühne und Kostüme entwirft Waltraut Engelberg, am Pult steht Stefan Soltesz. Die beiden Gesangspartien sind mit Gabriele Fontana und Lutz-Michael Harder besetzt.

Während der Proben zur Neuproduktion von Jules Massenets Manon entstehen zwischen Intendant Georges Delnon und Regisseur David Bösch Pläne zu einem neuen Projekt: einer Graphic Opera auf Grundlage der Kammeroper WEISSE ROSE von Udo Zimmermann.

In den Werkstätten entsteht ein kleiner weißer Raum nach dem Entwurf der Ausstatter Patrick Bannwart und Falko Herold – eine Gefängniszelle. Reduzierter kann man sich ein „Bühnenbild" kaum vorstellen. Im Fundus der Staatsoper sucht das Team Kostüme für Sophie und Hans Scholl bzw. ihre Darsteller*innen heraus, die später in den Schneidereien angepasst werden.

Sopranistin Marie-Dominique Ryckmanns und Bariton Michael Fischer haben ihre Partien bereits studiert und erarbeiten mit Dirigent Nicolas André eine gemeinsame musikalische Interpretation. Begleitet werden sie zunächst von unseren Solorepetitoren am Klavier.
Kurz darauf starten die Orchesterproben für 15 Musiker*innen des Philharmonischen Staatsorchesters unter der Leitung von Nicolas André. Für die finalen Proben und Tonaufnahmen kommen die beiden Sänger*innen in den Orchesterprobensaal dazu. Die Tonmeister sitzen nebenan im Tonstudio, hören und schneiden mit.

Die szenischen Vorproben mit Regisseur David Bösch und seinem Team beginnen in der opera stabile – dem Ort der ursprünglichen Uraufführung, an dem nun ein Großteil des Filmmaterials der Graphic Opera entsteht. Szene für Szene wird mit den beiden jungen Sänger*innen entwickelt, geprobt, gedreht. Meist ist es dunkel im Raum, der Lichtfokus allein auf die Szene gerichtet. Die Musik kommt vom Band. Für die Bildaufnahmen reicht „Lip sync", also das stumme Bewegen der Lippen zur bereits aufgenommenen Musik – eine Rarität in der Oper.
Nach den Drehstunden heißt es für die Sänger*innen ausruhen, ablenken – der Stoff wiegt schwer. Für das Regieteam geht es oft pausenlos weiter: Dreh nachbesprechen, Szenen vorbesprechen, schnell noch etwas bauen und basteln, damit für die Animationen alles vorbereitet ist. Gemeinsam mit der Dramaturgie wird historisches Material gesichtet, gleichzeitig ist die künstlerische Freiheit der Interpretation wichtig: Was hier entsteht ist keine Dokumentation, sondern Kunst.

Nach abgeschlossenen Dreharbeiten arbeitet das Regieteam in Wien weiter, mit dabei: Cutterin Ortrun Bauer. Das zuvor mit den Sänger*innen gedrehte Filmmaterial wird um Animationen erweitert. Die Bilder werden kombiniert, geschnitten, um Texteinblendungen und Geräusche ergänzt. Kurz vor der Fertigstellung der Graphic Opera kommt der Feinschliff für Bild, Ton, Übergänge. Statt „Vorhang auf" heißt es jetzt „Datei hochladen".

Eine Premiere der besonderen Art: Zum 100. Geburtstag von Sophie Scholl wird die Graphic Opera WEISSE ROSE erstmals auf arte ausgestrahlt.